Wer an Heiligabend Ansteckungen vermeiden wollte, sollte den Kreis, in dem er oder sie das Wochenende verbringen wollte, klein und konstant halten. So lautete zumindest die Empfehlung von Experten und Medien. Ob mit oder ohne Oma, geboostert oder ungeimpft, mit Maske oder ohne Abstand – wer sich zwischen den Jahren traf, machte per se alles falsch. Zumindest wenn man den warnenden Medien glauben mochte.
Die ganze Debatte geht aber völlig an der Lebenswelt vieler Menschen in Deutschland vorbei. Die Mehrheit weiß nach zwei Jahren Pandemie, dass Verzicht ein Zeichen der Nächstenliebe ist. Um ihre Familien und vor allem die besonders gefährdeten älteren Menschen zu schützen, haben sie bereits im letzten Jahr das Weihnachts- und Neujahrsfest umgeplant und die Zahl der Besuche und Besucher reduziert. Dies blieb nicht ohne Erfolg. Zwar stiegen die Zahlen im Winter 2020 umstandsbedingt an, doch kurz nach Weihnachten und Neujahr gingen sie wieder zurück. Silvester wurde somit nicht zum Spreaderevent, wie es Politiker ankündigten. Man könnte der Mehrheit nun zugestehen, vernünftig genug zu sein.
Die alljährliche Bevormundung schafft weder Vertrauen für die kommenden Impfkampagnen noch für andere kommende Maßnahmen. Die Solidargemeinschaft wird müde. Nicht, weil sie keine Empathie mehr hat – sondern weil besonders “Bestrafungen” wie Kontaktbeschränkungen und Feuerwerkskörperverbot an der eigentlichen Zielgruppe vorbeigehen.
Omicron ist ein aktuelles Problem – Corona hingegen wird bleiben. Lassen wir uns die letzte Solidarität untereinander nicht dadurch verderben, dass wir realistische Lebensbedingungen anprangern, in denen in kleinstem Kreis mit ausreichender Sorgsamkeit Zeit verbracht wird. Eine kollektive Resignation wäre das Schlimmste, was uns das neue Jahr bringen könnte.
In diesem Sinne: Happy New Year!
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Newsletter keepitliberal.de – die Woche. Meldet euch für unseren Newsletter an und lest meint! exklusiv schon am Samstag – direkt in eurer Inbox.