Ein Plädoyer für psychische Gesundheit

Psychische Erkrankungen sind trotz ihrer Häufigkeit ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Menschen, die unter ihnen leiden werden oft und zu Unrecht stigmatisiert und müssen mit Vorurteilen kämpfen.

Psychische Gesundheit sollte nicht nur am World Mental Health Day wichtig sein. Denn allein in Deutschland sind mehr als fünf Millionen Menschen an Depressionen erkrankt und laut der Weltgesundheitsorganisation werden Depressionen dieses Jahr zum ersten Mal weltweit die zweithäufigste Volkskrankheit sein. Gerade durch die Corona-Pandemie verschärft sich die Situation noch einmal. Weniger soziale Kontakte, Monotonie im Alltag und Ungewissheit verstärken die heikle Situation für Menschen mit psychischen Erkrankungen. 

Selbstverständlich ist der Themenkomplex psychische Gesundheit deutlich umfassender als nur Depressionen. Zu psychischen Erkrankungen zählen auch Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie, aber auch bipolare Störungen, Angststörungen, Soziophobie oder Psychosen. 

Wachsam sein 

Depressionen sind eine vielfältige und komplizierte Erkrankung, die sowohl in ihrer Intensität als auch in den Symptomen sehr unterschiedlich ausfallen kann. Deshalb unterscheidet man in diesem Fall zwischen Haupt- und Nebensymptomen. 

Hauptsymptome sind Verlust von Interesse und Freude, depressive Grundstimmung und verminderter Antrieb. Zusatzsymptome können Schlafstörungen, Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, Appetitminderung, Pessimismus, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit oder im Extremfall Suizidgedanken oder -handlungen sein. 

Die Erfüllung zweier Hauptsymptome und zweier Zusatzsymptome über mehr als zwei Wochen können Hinweis auf eine Depression sein.  Wenn du jemanden in deinem Umfeld kennst, der an solchen Symptomen leidet: Nimm es ernst! Gehe behutsam auf die Person zu und biete ihr Hilfe an. Je früher man die Krankheit erkennt, desto höher sind die Heilungschancen. 

An der Stelle aber der Hinweis, dass Depressionen sich in der Regel zuverlässig von normalen Stimmungsschwankungen abgrenzen lassen. 

Betroffen? Reden! 

Mein Therapeut sagte mir immer, wenn ich was mit Politik machen will, sollte ich nicht über meine psychischen Erkrankungen reden. Man könnte es mir als Schwäche auslegen oder mich darauf reduzieren. Aber ich spreche und ich möchte sprechen, denn ich finde es wichtig, meine Geschichte zu teilen, um anderen Mut zu machen. Mut, auch zu sprechen. 

Psychische Erkrankungen sind trotz ihrer Häufigkeit ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Menschen, die unter ihnen leiden, werden oft und zu Unrecht stigmatisiert und müssen mit Vorurteilen kämpfen. Und nur, wenn wir darüber sprechen,  können wir der Stigmatisierung entgegentreten. Depression und andere Erkrankungen sollten gesellschaftlich genauso akzeptiert sein, wie ein gebrochener Arm, Krebs oder andere „gewöhnliche“ Erkrankungen. 

Pass auf dich und dein Umfeld auf und wenn du Hilfe brauchst, wende dich an das Krisentelefon unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222 oder auch an https://krisenchat.de/de/ – eine Krisenberatung über WhatsApp. 

 

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Redakteurin | Co-Founder