Letzten Sonntag wurde Sarah-Lee Heinrich zu eine der beiden neuen Bundessprecher:innen der Grünen Jugend gewählt. Normalerweise beginnen solche Amtszeiten mit Porträts und Interviews in großen Zeitschriften – nicht diesmal. Stattdessen zog sich Heinrich eine Woche aus dem öffentlichen Leben zurück. Es wurden problematische Tweets aus 2014/15 bekannt. In einem schrieb sie: „Ich werde dich finden, und anspucken, dann aufhängen mit einem Messer anstupsen und bluten lassen.“ Und in einem anderen kommentierte sie ein Hakenkreuz-Symbol mit „Heil“. Damals war sie 13, beziehungsweise 14 Jahre alt. Der daraufhin ausbrechende Shitstorm endete mit Morddrohungen an Sarah-Lee Heinrich, aufgrund derer sie sich dann für begrenzte Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Um sich mit Heinrich zu solidarisieren, berichteten viele User, was sie mit 13 Jahren Unüberlegtes gedacht, gesagt und getan haben. Es ist nicht überraschend, dass Teenager unüberlegt Sachen ins Internet schreiben, die dann Jahre später bereut werden und für die sich dann anschließend entschuldigt wird. Es erschreckt aber, mit was für einer Gleichgültigkeit davon berichtet wurde. So schrieb eine Zeit-Journalistin: „Ich war mit 13 Abtreibungsgegnerin und fand Massentierhaltung sinnvoll, weil die Tiere sich dann ja auf den Tod freuen. Und Judenwitze gab es viel, natürlich, deutsche Schulhöfe halt.“
Was Erwachsene mit 13 gedacht haben, interessiert im Zweifel nicht mehr. Es erschreckt aber, mit was für einer Selbstverständlichkeit Antisemitismus, nur weil er von 13-Jährigen ausgeht, abgetan wird. Antisemitismus, aber auch Rassismus, Sexismus und jeder anderen Form von Diskriminierung und Herabwürdigung von Menschen muss auch bei jungen Menschen entgegengewirkt werden. Judenwitze, rassistische Sprüche und Frauenverachtung sind Realität an deutschen Schulen. Aber: Es darf kein “einfach so Hinnehmen” geben. Denn es fängt immer im Kleinen an. Ein harmloser Witz, dann ein blöder Spruch, darauf folgt eine harte Beleidigung und es endet in einer Gewalttat. Das ist nicht die Regel, sondern immer nur die Ausnahme. Gerade deswegen darf auch bei edgy Teenagern nicht weggeschaut werden.
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