Kleinanleger gegen die Wallstreet – David gegen Goliath?

Wallstreet vs. r/wallstreetbets, die Duellanten könnten kaum unterschiedlicher sein. Big Money, die Wallstreet gegen tausende Kleinanleger, die teilweise eine Market Order kaum von einer Limitorder unterscheiden können.

Anlass des Duells, GameStop, ein angeschlagener Videospiel-Retailer aus den USA. Aktuell scheint es so, dass die Kleinanleger sich erfolgreich gegen die Wall Street aufgelehnt haben, mit dem Ergebnis, dass ein bekannter und notorischer Short-Hedgefond kurz vor der Insolvenz steht. Die Details dieses Duells lesen sich wie ein waschechter Finanzkrimi und könnten als Vorlage für das nächste “The Big Short” dienen.

Nicht nur das Ringen eines Hedgefonds mit tausenden Kleinaktionären ist bemerkenswert. Auch die Handlungen involvierter Broker und Clearingstellen haben in der letzten Woche für Aufsehen gesorgt. Die Clearingstelle Apex hatte zwischenzeitlich den Handel mit Aktien von GameStop und anderen Wertpapieren massiv eingeschränkt, in dem nur noch Sell Orders gestattet wurden. Dieses Vorgehen ist höchst ungewöhnlich und wird sicherlich noch zu Untersuchungen im US-Kongress führen. Eine solch drastische Einschränkung der Handelsmöglichkeiten ist prinzipiell abzulehnen – gerade von einer Clearingstelle, die als relativ neutraler Vermittler agieren sollte.

Ob das Vorgehen von Apex und Robinhood in Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Interessen großer Hedgefonds wie Citadel LLC stehen, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Insgesamt hinterlässt das Vorgehen allerdings einen faden Nachgeschmack aufgrund der Geschäftsbeziehungen zwischen Robinhood und Citadel, die wiederum die größten Geldgeber von Melvin Capital sind. Die Begrenzung der Handelsmöglichkeiten darf nicht an den wirtschaftlichen Interessen einzelner Marktteilnehmer ausgerichtet werden.

“Der Markt regelt” ist mehr als eine Floskel. Wenn Tausende Investoren der Meinung sind, GameStop habe eine blühende Zukunft, dann ist es ihr gutes Recht, basierend auf dieser Meinung Investmententscheidungen zu treffen – ob dies nachteilig für andere Marktteilnehmer ist, darf keine Rolle spielen.

Sollte Malvin Capital also tatsächlich Insolvenz anmelden müssen, weil es nicht mehr möglich ist, ihre Short-Positionen zu bedienen, dann ist das eben die Konsequenz von schlechten Investments. In diesem Fall hat der Markt geregelt und einen notorischen Short-Seller aus dem Markt entfernt.

Einen besseren Beweis für die Effizienz und Effektivität des Marktes gibt es meiner Meinung nicht. Weiterhin zeigt sich, dass der alte Spruch “vote with your wallet” auch heute und selbst an der Wallstreet mehr als aktuell ist.


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