Back to Freedom

Wie lange sollen die Corona-Beschränkungen noch aufrechterhalten werden? Unser Redakteur fordert einen deutschen „Freedom Day“.

Am 19. Juli hat das Vereinigte Königreich alle Corona-Beschränkungen aufgehoben. Keine Maskenpflicht, keine Einschränkungen für Betriebe, keine Kontakt- oder Ausgangsbeschränkungen mehr. Jede und jeder ist für sich selbst verantwortlich. Und zu diesem Zustand müssen wir auch in Deutschland schnellstmöglich zurückkehren. Denn er ist der grundrechtlich verbürgte Normalzustand.

Seit Wochen geht die deutsche Impfkampagne nur noch schleppend voran. Erstimpfungen finden kaum noch statt. Natürlich ist es jetzt Aufgabe von Politik und Gesellschaft, alle von der Impfung zu überzeugen, die keine überzeugten Impfgegner sind. Und vielleicht sogar die. Die Impfung schützt und rettet Leben – das gilt insbesondere für die geimpfte Person, aber auch für ihr Umfeld. Eine Impfpflicht darf es dennoch nicht geben. Sie wäre ein völlig unverhältnismäßiger Eingriff in die körperliche Unversehrtheit.

Über 50 % der Bevölkerung sind nun durchgeimpft. In der besonders gefährdeten Gruppe der über 60-Jährigen sogar mehr als 80 %. Und damit ist es Zeit für uns, zur Eigenverantwortung zurückzukehren. Jeder kann mittlerweile in ein Impfzentrum laufen und bekommt sofort einen Shot des Vakzins seiner Wahl – auch von den zuvor raren, hochwirksamen mRNA-Impfstoffen von Moderna oder BioNTech.

Wir müssen uns endlich eine mittlerweile wissenschaftlich kaum noch bestrittene Tatsache eingestehen: Es wird gegen SARS-CoV-2 keine Herdenimmunität geben. Virusvarianten, wie aktuell „Delta“, führen immer wieder zu Impfdurchbrüchen – die Betroffenen haben glücklicherweise in aller Regel milde Verläufe. Zusätzlich wird es immer eine Anzahl Menschen geben, die sich nicht impfen lassen können oder wollen – diese sollten aber nach eineinhalb Jahren Pandemie Maßnahmen wie das Tragen einer FFP2-Maske kennen, mit denen man sich hervorragend selbst schützen kann, ohne dabei auf das kollektive Herunterfahren einer ganzen Gesellschaft angewiesen zu sein. Und Pandemieleugner oder radikale Impfgegner sind – so hart es klingt – selbst schuld, wenn sie an einem Beatmungsgerät landen.

Und wir, beziehungsweise die entsprechenden Verfechter, müssen sich ein Weiteres eingestehen: Die „NoCovid“-Strategie funktioniert nicht. Australien versucht es. Ein Inselstaat. Und selbst dort kommt es immer wieder zu Ausbrüchen und man scheitert mit dieser Strategie seit eineinhalb Jahren. Die dortige Regierung reagiert mit immer wiederkehrenden Lockdowns nebst aller psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Kollateralschäden. Das Virus ist jeder Maßnahme immer irgendwo und irgendwie voraus.

Dementsprechend müssen wir endlich realisieren: COVID-19 wird eine endemische Krankheit. Oder ist es fast schon. Es wird uns im Winter mehr, im Sommer weniger, auch in den nächsten Jahren und womöglich Jahrzehnten begleiten. Es gibt einen hochwirksamen, individuellen und vor allem breit verfügbaren Schutz dagegen: Die Impfung. Das kann man nutzen – und so mit hoher Sicherheit individuelle Risiken zumindest schwerer Krankheitsverläufe ausschließen. Und jedem und jeder steht es auch nach einem Freedom Day frei, sich vor persönlichen Kontakten zu testen, sein Umfeld zu selbigem aufzufordern, eine Maske zu tragen oder weiter Kontakte zu vermeiden, sofern es für nötig gehalten wird.

Was jedenfalls nicht mehr droht, ist eine Überlastung der Intensivstationen. Angesichts einer wohl beträchtlichen Dunkelziffer und einer im internationalen Vergleich deutlich überdurchschnittlichen Impfquote – insbesondere unter den besonders gefährdeten Personen – fällt die Vermeidung einer solchen Überlastung als Begründung für Corona-Maßnahmen weg. Und alles andere liegt im persönlichen Verantwortungsbereich. Deshalb darf es ab dem Freedom Day auch keine Unterscheidung nach dem Impfstatus mehr geben – wenn sich Unternehmen ohne Staatsdruck dennoch dazu entscheiden, liegt das natürlich im Rahmen ihrer unternehmerischen Freiheit.

Um noch das letzte Argument derjenigen aufzugreifen, die immer noch harte Maßnahmen befürworten: Der COVID-Verlauf von Kindern, gerade von denen unter zwölf Jahren, die bisher ohne Impfangebot sind, ist in aller Regel sehr mild bis asymptomatisch. Für sie stellt das Virus schlicht keine Gefahr dar. Bei Vorerkrankungen können Ärzte sie trotz fehlender Zulassung im Rahmen des Off-Label Use impfen. Und nochmals: Niemand verbietet es, geschweige denn rät davon ab, weiter eine Maske zu tragen oder Kontakte zu vermeiden.

Und deshalb fordere ich: Macht die Clubs auf. Erlaubt alle Veranstaltungen. Keine Personenbegrenzungen im Einzelhandel mehr. Keine Kontaktbeschränkungen. Und auch keine Testpflichten. Und schafft die Maskenpflicht ab. Wir müssen zurück zum grundrechtlich verbürgten Normalzustand der individuellen Freiheit und Eigenverantwortung. Alle Corona-bedingten Einschränkungen müssen fallen – inzidenzunabhängig. Der richtige Zeitpunkt dafür ist spätestens jetzt.

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Redakteur | Co-Founder